Stephan Lichtsteiner hat ein interessantes Interview gegeben, wobei er sich zwar nur ganz am Rande zu Juve äussert. Interessant ist aber seine Meinung zu den Medien im Allgemeinen,
Für die, die es interessiert, steht auch einiges interessantes zur Schweizer Nationalmannschaft dabei.
20min.ch schrieb:
Stephan Lichtsteiner, die Titelverteidigung ist der Juve mit 14 Punkten Vorsprung auf die AS Roma 10 Spieltage vor Schluss kaum mehr zu nehmen, und in der Champions League stehen Sie im Viertelfinal. Besser kann es wohl nicht laufen, oder?
Das ist heute so, kann aber morgen schon wieder ganz anders sein. Im Fussball ist es so, dass du Titel gewinnen musst. Tust du es nicht, ist gleich alles schlecht. Aber das ist unmöglich. Vor allem in der Champions League ist die Konkurrenz so gross, dass du halt im Achtelfinal ausscheiden kannst und dann sollte man nicht negativ über die Verlierer schreiben, sondern positiv über die Klubs, die sich gegen Qualität durchgesetzt haben.
Sie beklagen mangelnde Wertschätzung?
Nein, sondern die negative Einstellung. Wenn ich die News schaue, sehe ich nur negative Schlagzeilen. Ich lese da zum Beispiel «Blamage für den SCB». Dabei sollten die Medien doch in erster Linie honorieren, dass es der HCD super gemacht hat! Wir reden vom Halbfinal in der viertbesten Hockeyliga der Welt...
Weil die Menschen heutzutage vielleicht so gestrickt sind und sich Bad News besser verkaufen?
Wenn das unsere Einstellung ist, dann sind wir auf einem falschen Weg. Mir persönlich geht es doch nicht besser, wenn ich schlechte Nachrichten über andere lese!
Sie sind so lange Fussball-Profi, regen Sie sich über derartige Meldungen noch auf?
Ich rege mich nicht auf. Aber es beschäftigt mich, und ich denke, dass es an der Zeit wäre, umzudenken. Heute und hier geht es mir gut und alles läuft gut, aber sollten wir gegen Estland verlieren, ist wieder alles schlecht und nicht nur dieses eine Spiel oder eine Szene im Spiel.
Sie denken doch nicht an eine Niederlage?
Alles andere als ein Sieg wäre eine Enttäuschung. Aber ich gehe davon aus, dass der Rasen zu dieser Jahreszeit und Witterung nicht tipptopp sein wird, was eher den Esten zugutekommen dürfte als uns. Wir müssen dazulernen, und gescheite Menschen lernen nicht nur aus Niederlagen, sondern auch aus Siegen. Wenn man den 4:0-Sieg gegen Litauen im November gesehen hat, muss man zugeben, dass es bis zum 1:0 harzig war und wir sehr viele Chancen vergeben hatten. Aber wir haben die Qualität und viele Spieler sind derzeit in Topform.
Den Eindruck, immer in Topform zu sein, vermitteln auch Sie: Ein Aussenläufer, der unermüdlich die Linie rauf- und runtertigert. Sie sind 31 Jahre alt und haben einige Rücktrittswellen – auch in der Nati – erlebt. Sind Ihnen auch schon Gedanken dazu gekommen, wegen der Belastung (Liga, Europacup und Nati) der Schweiz den Rücken zu kehren?
Nein, das Nationalteam bedeutet mir sehr viel. Für mich ist wichtig, was mit der Nationalmannschaft läuft. Wichtig ist mir darum auch, dass wir auf die sogenannten Identifikationsfiguren aufpassen, weil wir nicht mehr wirklich viele von diesen haben. Das ist kein Votum gegen meine Mitspieler mit Migrationshintergrund, verstehen Sie mich nicht falsch, das sind alles tolle Jungs und Superfussballer, aber auch Spieler wie Barnetta und Schwegler, die über Jahre ihre Leistungen bringen, sind für die Nati wichtig. Fürs Team und für die Fans.
Sie denken aber nicht, dass die Schweiz auf die Qualität dieser Spieler mit Migrationshintergrund verzichten kann?
Wie gesagt: Das sind alles tolle Jungs, hervorragende Fussballer und sie bringen für die Schweiz Leistung. Sie haben Qualitäten und der Schweizer Fussball profitiert von ihnen. Aber ich hatte gehofft, dass es trotzdem Platz hat im Aufgebot für Barnetta und Schwegler.
Das klingt nach Kritik am Trainer?
Nicht Kritik, nur nach einer anderen Auffassung. Er ist der Chef und er entscheidet auf der Grundlage seiner Informationen und Analysen, was passiert. Ich bin der Aussenverteidiger, der seinen Job machen und möglichst viel zum Erfolg des Teams beitragen muss. Aber zum Glück haben wir ja Meinungsfreiheit und ich denke, dass man das Thema auch mal sachlich ansprechen darf.